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Oktober – November 19

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Künstler: Erik Smith

Der in Berlin lebende amerikanische Künstler Erik Smith, der von April bis Juni zu Gast bei AIR – ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich war, hat sich während seines Aufenthalts in Krems auf die Entwicklung einer Serie von Skulpturen und Echtzeit-Audioübertragungen konzentriert, die sich mit dem Begriff des „dead space“, jenen ungenutzten und zumeist unsichtbaren Bereichen zwischen benachbarten Stockwerken oder zwischen Außenwänden und Gebäude, auseinandersetzen. Indem Smith peripheren oder absenten Räumen wahrnehmbare Form verleiht, stellt er subtil das vordergründige, vermeintlich Gegebene und Wirkliche in Frage und lenkt die Aufmerksamkeit auf das Unterschwellige, Verborgene, ja „Verdrängte“ jener Räume und Orte.

Unter diesen raumarchäologischen Vorzeichen, mit jenem Fokus auf das Nichtsichtbare, das Anwesend- Abwesende, geht Smith in der Ausstellung Un-Buildings auch in der Galerie Stadtpark den unsichtbaren, verborgenen Volumina, Spalten und Auslassungen des Institutionsgebäudes nach. Der Künstler versucht das Unsichtbare gar nicht so sehr sichtbar, denn erfahrbar und bewusst zu machen. Das Unsichtbare erweist sich bei Smith – wenn auch subliminal – als auf paradoxe Weise anwesend, indem es latent, mehr mnemisch und affektiv, in die aktuelle Wahrnehmung hineinwirkt und so die Präsenz und Wirkung des Ortes mitformt.

Erik Smith denkt stets den Raum hinter dem Raum, die Wand hinter der Wand, und macht diese durch Freilegen, Abgießen entweder sichtbar oder beispielsweise über die Transkription ins Akustische hörbar. Jenseits dieser Materialsierungen ist diese Art der Betrachtung und des Denkens zugleich auch stets imaginär fortsetzbar. Sie stellt anstelle eines bloß perzeptiven Sehens eine Art von denkendem, imaginierendem und auch spürendem Wahrnehmen dar. Mit dieser Art des „stratigraphischen Sehens“ ermöglicht der Künstler, einen Ort am Ort zu generieren, einen Ort, an dem sich unterschiedlichste andere Orte anlagern und diesen auch überlagern können. Somit wird der aktuelle Ort des Galeriegebäudes zu einem heterotopischen Ort (Foucault), der in sich vielschichtig, mehrdimensional und auch überzeitlich erscheint. Erik Smith’s Arbeiten verlangen dem Betrachter eine Art von Wahrnehmung ab, die das Hier und Jetzt des Ortes durchdringt und transzendiert. Das Galeriegebäude ist hier nicht (länger) vermeintlich neutraler Behälter zum Zeigen von Kunst, sondern Gegenstand einer ästhetischen, ja raumontologischen und -archäologischen Reflexion und Dekonstruktion. In dieser Kette von Momenten des Durchdringens, des gedanklichen Überlagerns, des Aktivierens unterschiedlicher zeitlicher Lagen, wird die Galerie zur potentiellen Zeitmaschine, doch nicht als Dispositiv, über das Zeigen von Kunst aus unterschiedlichen Zeiten und Kontexten, sondern als Ort selbst, der seinem eigenen „Verdrängten“, seiner Geschichte und seiner Verortung im einem weit größeren zeitlichen Zusammenhang nachspürt.

 

David Komary