PROGRAMM
Die Galerie Stadtpark fungiert als nichtkommerzielle Ausstellungsplattform zur Präsentation, Kontextualisierung und Vermittlung zeitgenössischer Positionen im Bereich bildender und visueller Kunst. Das Programm der Galerie Stadtpark weist drei thematische Achsen auf, die sich im Wesentlichen mit den Begriffen Wirklichkeitskonstruktion, Abstraktion und Blickdispositiv umreißen lassen. Aus der Weiterentwicklung des zweiten und dritten Themenstranges, also der Beschäftigung mit Blickdispositiv und Abstraktion, kristallisierte sich ein zunehmend eigenständiger Themenschwerpunkt heraus, der am ehesten als Frage nach dem ontologischen Status des Wahrgenommenen verstanden werden kann. In diesem thematischen Feld treffen sich postminimalistischer Ansatz und blicktheoretische Aspekte. Die Reflexion von Form, Wahrnehmung/Blick und räumlicher Gegebenheit (Dispositiv) mündet nunmehr in Fragen des Seins: einerseits des „Seins“ des Wahrnehmungsgegenstandes, andererseits, in letzter Konsequenz, des Seins des Wahrnehmenden selbst.

Die kuratorische Ausrichtung des Programms hat sich in den vergangenen Jahren sukzessive zur einzelnen künstlerischen Position hin entwickelt. Anstelle der vorwiegenden Fokussierung auf Thematisches und Kontextuelles, auf Repräsentations- und Medienkritik, die Bedingungen des Blicks und des Formates sowie die Bedeutungsproduktion von Kunst, rückt die individuelle ästhetische Praxis in den Vordergrund. Das Ergebnis ist eine Form der Repräsentation von Kunst, die sie dezidiert als Position, als je eigene „Weise der Welterzeugung“ (Nelson Goodman), versteht und interpretiert. Die künstlerische Position steht exemplarisch für eine Form von Eigenständigkeit und Freiheit im Handeln, sie versinnbildlicht eine Idee ästhetischen Tuns, das nicht auf eine einzelne Arbeit reduziert werden kann.

Das Gebäude als Dispositiv und als Ort

Die Galerie Stadtpark stellt architektonisch und institutionell ein besonderes Format innerhalb der österreichischen Ausstellungslandschaft dar. Sie lässt sich weder ästhetisch noch ökonomisch auf die Funktion einer Galerie reduzieren, sondern bildet ein architektonisch markantes, diskursreflexives Ausstellungsdispositiv. Das vom Kunstverein 1960 erbaute, am Stadtpark gelegene freistehende Ausstellungsgebäude kann als modernistischer Pavillon beschrieben werden, dessen transparente Bauweise der Perzeption und Erfahrung der Ausstellungen eine besondere situative Qualität verleiht. Das spezifische Verhältnis von Innen und Außen, das visuelle Einwirken des Außenraumes, das sich auch in Form der Lichtsituation artikuliert, macht die aktuelle Wahrnehmungshandlung bewusster erleb- und erfahrbar. Hier findet Kunst nicht in einer frei schwebenden, zeit- und ortlosen weißen Zelle statt, sie fordert und entfaltet ihr eigenes Hier und Jetzt.
 
David Komary, Kurator



Logos Fördergeber Galerie Stadtpark - Kultur NÖ; Bundesministerium Kunst, Kultur, Öffentlicher Dienst und Sport; Lower Austria Contemporary